Urania Eichsfeld
Urania Bildungsgesellschaft Eichsfeld. Quelle: Thüringer
Allgemeine, Eichsfelder Allgemeine von am .2022
Leinefelde (Eichsfeld).
(Foto:)
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Eine kleine Kulturgeschichte des Weihnachtsfestes
Urania Bildungsgesellschaft lädt ein
zum vorweihnachtlichen Vortrag der Historikerin Renate Reuther aus
Saalfeld. Quelle: Thüringer
Allgemeine, Eichsfelder Allgemeine von Chtistine Bose am 05.12.2023
Dingelstädt (Eichsfeld).
Ein niedliches, rosafarbenes Marzipanschweinchen als nette Geste, als Neujahrsgeschenk. In den Regalen der Einkaufsmärkte lacht um diese Jahreszeit ein solches im wahrsten Sinne des Wortes süßes Tierchen. Beim genussvollen Hineinbeißen ist nicht unbedingt der Ursprung des kleinen Glückbringers bekannt.
Wohl dem, der es sich in vergangenen Jahrhunderten leisten konnte, zum Jahresende ein Schwein zu schlachten und damit sich und seiner Familie ein üppiges Festmahl, wie das Silvestermenü, zu bieten. Wer dazu imstande war, galt als reicher Mann. Gedichte, zum Beispiel aus den Jahren 1339 und 1775 berichten uns davon. Vor Neujahr und Silvester entwickelte sich Weihnachten besonders im 18. und 19. Jahrhundert zu einem ganz besonderen Höhepunkt in den Familien.
800 Quellen für Recherche ausgewertet
Doch haben unsere Vorfahren in Europa bereits vor dem christlichen Fest an ihren Bräuchen festgehalten, begingen in Hinwendung zur Natur die Ur-Weihnacht – und das war nicht unbedingt eine „stille Nacht“. Daran erinnern beispielsweise die Martinsumzüge, das Perchtentreiben in den Alpen und die Karnevalszüge als uralte Kulthandlungen. Laut und lärmend musste es zugehen, damit, verankert in den Naturreligionen, böse Geister keine Chance hatten, vertrieben wurden. Auch die Silvesterböller sind Symbol für das Fernhalten des Bösen.
Wenn sich die Menschen maskierten und gemeinsam im Kreis um ihr Dorf liefen, wollten sie damit böse Geister austreiben, nach den Worten von Historikerin Renate Reuther „eine Friedenszone schaffen“, ihre Sorgen und Ängste verbannen, denn namentlich in der kalten, dunklen Jahreszeit war die Frucht groß: vor dem Tod, vor dem Verhungern und Erfrieren. Die Autorin aus Saalfeld bot auf der Grundlage ihres Buches „Enthüllungen über Holle, Percht und Christkind – eine kleine Kulturgeschichte des Weihnachtsfestes“ am Sonnabend im Bürgerhaus „Franz Huhnstock“ einen sehr interessanten, aufschlussreichen Vortrag. Nur wenige Beispiele können hier wiedergegeben werden. Ihr Ehemann Gerd Reuther las aus den verschiedenen Kapiteln. Als Arzt hatte er am Nachmittag in Leinefelde einen Gesundheitsvortrag gehalten.
Beide Veranstaltungen fanden statt auf Einladung von Karl-Josef Löffelholz, ehrenamtlicher Vorsitzender der Urania Eichsfeld. In mehreren Büchern hat die Wissenschaftlerin ihre Forschungsergebnisse zu dem Thema, auf das sie sich spezialisiert hat, festgehalten: Winter- und Weihnachtsbrauchtum und seine Ursprünge. Allein für ihre „Kleine Kulturgeschichte des Weihnachtsfestes“ hat sie 800 Quellen ausgewertet.
Viele Namen und Gestalten für Mutter Natur
Die Mutter Natur wurde verehrt, stand für die Fruchtbarkeit und das Leben, hatte viele Namen, häufig Holle oder Percht, Die Anwesenden erfuhren Wissenswertes zur Wintersonnenwende, dem Fest der unbesiegbaren Sonne am 25. Dezember und wie es zur Berechnung des Datums auf Grund von Himmelsbeobachtungen kam, lange vor dem uns bekannten Kalender. Auf historischen Gemälden wird (Frau) Holle dargestellt als „Holde“, als schöne junge Frau mit blondem Haar, im roten Mantel. Als Göttin ging sie nachts heimlich von Haus zu Haus, „hinterlegte“ Geschenke, ähnlich wie später der Nikolaus.
Noch heute hören die Kinder in Großbritannien und in den USA: Der Weihnachtsmann kommt durch den Kamin. Aber sie hatte noch eine weitere wichtige Rolle inne: In den Rauhnächten, den zwölf Nächten zwischen Weihnachten und dem 6. Januar.
Da schaute sie heimlich unter jedem Dach nach, ob die Menschen alle Regeln einhielten, die es in dieser Zeit zu beachten galt. Taten sie das nicht, wurden sie bestraft.
Die Gestalt der Frau Percht, die „Prächtige“, beheimatet in der alpenländischen Region, findet sich beispielsweise in der Darstellung einer hässlichen alten Hexe. Klassische Geschenke für Kinder und Erwachsene – heute kaum noch vorstellbar – waren Äpfel, Nüsse und Gebäck. Fehlte das Geld für einen Weihnachtsbaum, wurde nicht völlig auf Dekoration verzichtet. Zweige schmückten die Stube.
Die Tradition der Neujahrsbesuche verlor sich, als an ihre Stelle der Postkarten-Versand trat. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es in Deutschland bei der Post Sonderschichten, um die pünktliche Auslieferung der zahlreichen Weihnachts- und Neujahrskarten zu garantieren.
Es ist kaum anzunehmen, dass aus diesem Grund die Postangestellten 2023/2024 in den letzten Dezembertagen Überstunden leisten müssen.
Im Dingelstädter Bürgerhaus sprach am Sonnabend Renate Reuther,
Historikerin aus Saalfeld, zur Geschichte des Weihnachtsfestes. Ehemann Gerd Reuther las hierzu aus ihrem Buch.(Foto:Christine
Bose)
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Wingerode: Agrar Leinequelle GmbH
Die Land-, Vieh- und Energiewirtschaft
der Agrar Leinequelle GmbH
Quelle: Text
und Bilder von Werner Stitz am 21.07.2023
Wingerode (Eichsfeld).
Im Rahmen ihres Programms „Urania öffnet Türen“ hatte die URANIA – Bildungsgesellschaft Eichsfeld e.V. am 20.07.2023 in den obigen Betrieb nach Wingerode eingeladen.
Ich selbst habe „Ländereien“ in der Gemarkung von Wingerode auf dem Schingeleich, auf dem Weimarskamp, auf dem Eschberg und im Rieth zusammen etwa drei Morgen.
Für diese Grundstücke habe ich einen Pachtvertrag mit der Agrargesellschaft „Am Dün“ mbH mit einer Laufzeit bis zum 30.09.2029 abgeschlossen. Da ich weiß, dass sich zwischenzeitlich in dem Betrieb
Strukturveränderungen ergeben haben, war ich an dem Besuch der Veranstaltung sehr interessiert.
(Steffen Haupt, Geschäftsführer der Agrar Leinequelle GmbH und
Dr. Löffelholz, ehrenamtlicher Vorsitzender der Urania – Bildungsgesellschaft Eichsfeld e.V. - Foto: W. Stitz)
Der Geschäftsführer Steffen Haupt ließ es sich nicht nehmen, den etwa 50 Interessierten, die erschienen waren, mit einem Imbiss aufzuwarten. Sodann hielt er einen Vortrag über die Struktur des
landwirtschaftlichen Betriebes und die Umwälzungen in den letzten Jahren. Der Prozess notwendiger Veränderungen, besonders was die Energiewirtschaft betrifft, ist auch heute noch nicht abgeschlossen.
Gegenwärtig hat die Agrar GmbH Leinequelle vier Gesellschafter:
1. Steffen Haupt, Geschäftsführer Bioenergie und Buchhaltung
Geschäftsfelder:
- Agrar Günterode GmbH & Co.KG
- Bioenergie Günterode GmbH & Co. KG
- ADG GmbH & Co. KG
- Bio GL (Einzelbetrieb)
- 1/3 Beteiligung an einer Ackerbau GbR
2. Jan + Tim Hampe, Geschäftsführer „Blick von Aussen“
3. Marko Leineweber, Geschäftsführer Milch, Kühe, Rinder
4. Harald Schuchardt, Geschäftsführer Ackerbau
Geschäftsfelder:
- Agrar Leinequelle GmbH
- Agrar Wingerode GmbH --- Abri GmbH
- Agrar Kirchohmfeld GmbH
- Biomethan Leinetal GmbH i. G.
Die Aufstellung zeigt, dass es eine Vielzahl von Gesellschaftern gibt und die Geschäftsführer die komplizierten wirtschaftlichen Abläufe
innerhalb der Gesellschaft im Griff haben müssen.
Das interessierte Publikum nahm lebhaft Anteil an den Ausführungen von Herrn Haupt und es gab viele Fragen, die der Geschäftsführer in
kompetenter Art und Weise beantwortete.
Nach etwa einer Stunde stiegen alle Teilnehmer der Veranstaltung in einen Bus, der durch die Feldflur von Wingerode, vorbei an der Wüstung
Volsbach über Etzelsbach, Steinbach und Reinholterode nach Günterode fuhr. Das zentrale Gebäude der riesigen Anlage dort ist der Kuhstall.
In dem Stall können sich die Rinder frei bewegen, haben zum Liegen und Ausruhen abgeteilte Boxen, die sie nach Belieben aufsuchen können.
Die Exkremente der Kühe werden in einer Biogasanlage gesammelt und energetisch aufbereitet. Biogas fällt in einer Menge an, die es erlaubt,
die Einspeisung in ein öffentliches Netz zu planen. Dazu sind die Bestandteile des Biogases zu trennen und so aufzubereiten, dass es kompatibel
mit dem Erdgas ist. Es ist eine Leitung vorgesehen, die von Günterode bis an die L 3080 geführt wird, wobei die verschiedensten Unterquerungen
von Verkehrseinrichtungen und geologischen Gegebenheiten zu berücksichtigen sind. Die Durchführung dieser Aufgabe soll von der Biomethan Leinetal
GmbH in Gründung übernommen werden.
Wer das Informationsangebot von Urania und der Agrar GmbH Wingerode genutzt hat, wird die dort verbrachte Zeit nicht bereut haben.
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Eine Reise mit der "Bimmelbahn" am historischen Ort
Großes Interesse für Paul Lauerwalds Vortrag in Kalteneber zur Eisenbahnstrecke Heiligenstadt - Schwebda Quelle: Thüringer
Allgemeine, Eichsfelder Allgemeine von Christine Bose am 08.07.2022
Kalteneber (Eichsfeld).
Nicht in die Räume der Urania-Bildungsgesellschaft Eichsfeld in Leinefelde war eingeladen worden, sondern in den ehemaligen Güterschuppen der Bahn nach Kalteneber. Dort stapelten sich keine Güter und Gepäckstücke mehr zur Abholung oder zum Transport.
Die zahlreichen Besucherinnen und Besucher mehrerer Generationen, die am Donnerstagabend bis aus Mühlhausen gekommen waren, saßen im sehr schönen Dorfgemeinschaftszentrum, zu dem der frühere Güterschuppen umgestaltet wurde. Doch bevor alle im Saal Platz nehmen konnten, wurden erst einmal zusätzliche Stühle aufgestellt.
Zum Thema „ Eisenbahnstrecke Heiligenstadt – Schwebda“ – sie führte auch im Kalteneber – sprach der Eisenbahnkenner und Buchautor Paul Lauerwald aus Nordhausen. Erstaunt stellte er fest: „So viele Leute hätte ich nicht erwartet.“ Der Gast zeigte Fahrpläne, teils historische Ansichtskarten und Fotos. Seine Bitte: Wer im Besitz von Eisenbahndokumenten ist, zum Beispiel Postkarten, dies zur Verfügung stellen will, möge ihm Bescheid geben.
„Ein Bilderbuch über die Strecke der Eichsfelder Bimmelbahn“ nannte er seine Präsentation. Gebimmelt wurde als akustisches Signal beim Herannahen eines Zuges, denn die Bahnübergänge waren unbeschrankt. Der heutige Ruheständler hatte in seinem Beruf als Diplom-Ingenieur in leitenden Positionen bei der Bahn gearbeitet.
Als ehrenamtlicher Urania-Vorsitzender bedankte sich Karl-Josef Löffelholz beim anwesenden Ortsteil-Bürgermeister Franz König, der sofort seine Unterstützung zugesagt hatte, als die Urania auf der Suche nach einer dem Thema entsprechenden Örtlichkeit war.
Von Großtöpfer im Eichsfeld ins hessische Schwebda
Paul Lauerwald unterstrich zum richtigen Verständnis, bei der Bahnlinie Heiligenstadt – Schwebda mit dem Abzweig Frieda handele es ich nicht um die Kanonenbahn. Zur Förderung der Land- und Forstwirtschaft in der Region hielt der preußische Staat den Bau der rund 30 km langen Strecke für wichtige, die stellenweise bergauf und bergab und in Kurven verlief, mit den Bahnhöfen bzw. Haltepunkten: Heiligenstadt, Heiligenstadt-Ost, durch das Pferdebachtal nach Kalteneber und Fürstenhagen, Dieterode, Krombach, Ershausen, Großtöpfer, Schwebda. Von 1922 bis 1939 hieß der Ostbahnhof Heiligenstadt-Dün.
Ershausen als größter Bahnhof war Bahnmeisterei; Großtöpfer war der letzte Haltepunkt im Eichsfeld, außerhalb des Dorfes bevor es weiterging ins hessische Schwebda. Eine Jahrzehnte alte Ansichtskarte zeit den Bahnhof Großtöpfer mit Blick zum Hülfensberg.
Bereits im April 1910 wurde in Heiligenstadt mit der Errichtung eines Baubüros begonnen; der Streckenbau erfolgte ab 1911. Geplant war die Teileröffnung der Strecke „mit großem Bahnhof“ für den 15. August 1914. Doch bautechnische Probleme, vor allem aber der begonnene 1. Weltkrieg führten zu einer Verschiebung auf den 28. August 1914 ohne Feierlichkeiten. Die gesamte Strecke war ab 1. Oktober 1914 nutzbar. Es fuhren keine separaten Personen- und Güterzüge. An extrem steilen Stellen schob die dann am Ende fahrende Lokomotive den Zug.
Eine Besonderheit in Fürstenhagen als höchsten Punkt: Der Wasserturm, heut umgebaut und zum Naturparkzentrum Eichsfeld-Hainich-Werratal gehörend, wurde gleich dreifach genutzt, als Wasserlieferant für die Dampfloks, für die Versorgung des Dorfes und für die Feuerwehr. Heute kaum vorstellbar sind folgende Tatsachen: Zunächst gab es keine Elektrifizierung der Bahnhofsgebäude. Erst ab 1927 verfügten die Häuser über elektrischen Strom für Innen- und Außenbeleuchtung. Sämtliche Weichen mussten per Hand gestellt werden.
Um Missbrauch zu vermeiden, besaß das verantwortliche Bahnpersonal einen Schlüssel. Nach dem 2. Weltkrieg war der Eisenbahnverkehr auf der genannten Strecke eingestellt worden; nach Teilschließungen kam 1947 das endgültige Aus.
Für seine Recherchen hatte Paul Lauerwald die Möglichkeit, im Bürgermeisteramt von Kalteneber, heute Ortsteil der Kreisstadt, zum Kopieren Einsicht in Dokumente zu nehmen.1950 hatten sich Dorfbewohner mit ihrem Anliegen schriftlich an die Kreisleitung Heiligenstadt der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) gewandt. Sie wollten für ihr Dorf den Zugverkehr wiederhaben.
Ein vergeblich geäußerter Wunsch. Die Einwohner von Kalteneber führen und fahren mit dem Bus oder – besonders seit der Wende – mit eigenem PKW.
Auf Einladung von Karl-Josef Löffelholz, ehrenamtlicher Vorsitzender der Urania, war der Kenner der Eisenbahngeschichte Paul Lauerwald (links) aus Nordhausen nach Kalteneber gekommen. Er hielt einen Vortrag zur historischen Eisenbahnstrecke Heiligenstadt – Schwebda.(Foto: Christine Bose)
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"Drogen und Sucht - ein Problem aller Gesellschaften"
Professor Eberhard Ehlers spricht in
Leinefelde zweimal über dieses Thema. Quelle: Thüringer
Allgemeine, Eichsfelder Allgemeine von Christine Bose am 25.04.2023
Leinefelde (Eichsfeld).
Professor Eberhard Ehlers spricht in Leinefelde zweimal über dieses Thema, bringt Elvis Presley und Bach ins Spiel. Junge Leute hören entgegen der Erwartungen interessiert zu.
Wenn Diplomchemiker Professor Eberhard Ehlers aus Hofheim am Taunus nach Leinefelde kommt, verbindet der Ruheständler seinen Vortragsabend bei der Urania-Bildungsgesellschaft Eichsfeld gern mit einem Vormittagsbesuch im Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Gymnasium.
Nicht anders jetzt, als er zweimal über „Drogen und Sucht – ein Problem aller Gesellschaften“ sprach. Die Schülerinnen und Schüler hatte er besonders auf die internationale Musikszene hingewiesen. Skeptisch hatte er zunächst überlegt, wie seine Neunzig-Minuten-Ausführungen bei den Jugendlichen ankommen würden. Würden sie sich langweilen, würden sie konzentriert bei der Sache sein oder eher so reagieren: „Jetzt müssen wir uns zwei Unterrichtsstunden lang anhören, was uns da einer über Drogen und Sucht erzählt?“
Junge Leute zeigen in Leinefelde großes Interesse
Das Gegenteil war der Fall. „Ich hatte ein tolles Auditorium und bin hochbegeistert von dem großen Interesse der jungen Leute“, berichtete der Wissenschaftler, der bis zu seinem Ruhestand in Frankfurt/Main an der Goethe-Universität gelehrt hatte. Zum Abend „mit unserem Professor“ begrüßte Karl-Josef Löffelholz, ehrenamtlicher Urania-Vorsitzender, die Erwachsenen. Sie hörten zum Beispiel, dass Suchterkrankungen nicht etwa eine Charakterschwäche der betreffenden Person sind, sondern tatsächlich eine Krankheit, die ärztlicher Behandlung bedarf.
Und diese Krankheit – sie lässt sich im Gehirn nachweisen – betrifft längst nicht nur Jugendliche. Laut Statistik haben im Jahr 2018 in Deutschland 15,2 Millionen Menschen im Alter von 18 bis 64 mindestens einmal im Leben eine illegale Droge konsumiert.
Eine Droge ist eine „psychotrope Substanz, die im zentralen Nervensystem eine bewusstseins- und wahrnehmungsverändernde Wirkung hervorrufen kann.“ Abhängigkeit von Drogen bedeutet: „Wenn man die Dosis immer mehr erhöhen muss, um die gleiche Wirkung zu erzielen oder wenn man die Droge in immer kürzeren Abständen braucht.“ 2021 habe es in der Bundesrepublik 1826 Drogentote gegeben. 2019 waren es weltweit 11,64 Millionen Todesfälle durch den Gebrauch psychoaktiver Substanzen, was ein Fünftel aller Todesfälle in der Welt bedeutet.
Auch aus historischer Sicht hatte Ehlers Bemerkenswertes anzuführen. So waren Drogen schon lange vor Christus bekannt. Schamanen nutzten sie religiös und rituell (kultischer Konsum), Tabak und Alkohol waren Genussmittel in der Freizeit, Drogen wurden verwendet für Rauschzwecke, zur medizinischen Nutzung, zur Selbstmedikation.
Vorbehalte gegenüber der Freigabe von Cannabis.
Zum Thema „Künstler und Drogen“ konnte Professor Ehlers mit bekannten Namen aufwarten. Elvis Presley (1935-1977) gilt mit einer Milliarde verkaufter Tonträger als „wahrscheinlich erfolgreichster Solo-Künstler weltweit“. Er starb an Herzversagen auf Grund jahrelangen Missbrauchs verschreibungspflichtiger Medikamente. An einer solchen zum Tode führenden Abhängigkeit träfe aber ebenso die Manager die Schuld. Belegt sei beispielsweise, dass Elvis bis zu drei jeweils zweistündige Konzerte an einem Tag zu meistern hatte. Das sei Raubbau an der Gesundheit. Drogen im Künstlermilieu betreffen aber nicht nur das 20. und 21. Jahrhundert. So waren der russische Komponist Modest Mussorgsky (1839-1881) und der deutsche Komponist Wilhelm Friedemann Bach (1710-1784), Sohn Johann Sebastian Bachs, Alkoholiker.
Dem Gesetzentwurf, die kontrollierte und limitierte Abgabe von Cannabis (Hanf) in Deutschland zu Genusszwecken noch in diesem Jahr betreffend, begegnet der Fachmann mit Vorbehalten. Ja, Cannabis sei hierzulande die beliebteste Droge bei Jugendlichen und Erwachsenen. Ohne sich parteipolitisch äußern zu wollen, gab er unter anderem im Hinblick auf den sogenannten Mischkonsum zu bedenken: „Koffein potenziert zusammen mit Cannabis die Wirkung. Äußerst verkehrsgefährdend und somit ein rechtliches Problem ist der Konsum in Verbindung mit Alkohol. Das Unfallrisiko wird dadurch deutlich erhöht. Tabak und Cannabis – zusammen konsumiert – können zu Nikotinabhängigkeit und den üblichen Komplikationen, Lungenkrebs, Herzinfarkt, führen.“
Eberhard Ehlers’ Überzeugung: „Die Abhängigkeit von Arzneimitteln und Drogen zu beseitigen bzw. zu lösen, wird wohl nie gelingen. Das ist ein hoffnungsloses Unterfangen. Man sollte jedoch alles tun, um sie in erträglichen Grenzen zu halten. Abhängige brauchen unsere Hilfe.“
Es ist inzwischen eine schöne Tradition: Auch diesmal bedankte sich Karl-Josef Löffelholz (links) bei Eberhard Ehlers mit einer Eichsfelder Wurstspezialität. Ein Geschenk, das der Gast aus Hessen sehr zu schätzen weiß. (Foto: Christine Bose)
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