Urania bezieht in zwei Jahren neue Räumes Jahreshauptversammlung
Aktivitäten auf Jahresversammlung
vorgestellt, 2118 Teilnehmer bei 115 Veranstaltungen Quelle: Thüringer
Allgemeine, Eichsfelder Allgemeine von Juvita Weinrich vom 11.02.2020
Leinefelde (Eichsfeld). Die Jahreshauptversammlung der
Urania-Bildungsgesellschaft am Samstag (08.02.2020), die vom
stellvertretenden Vorsitzenden Joachim Nolte geleitet wurde, dauerte
mehrere Stunden. Das war auch nötig, denn es galt viel zu bereden. Doch
zunächst begrüßte Herr Dr. Löffelholz herzliche alle Mitglieder und
Gäste, darunter Frau Hünger, die in Vertretung des Bürgermeisters von
Leinefelde-Worbis, Herr Grosa, gekommen war, und Herr Krause,
Geschäftsführer des Vereins. In seinem Rechenschaftsbericht zog der
Vereinsversitzende eine durchaus positive Bilanz über die Aktivitäten im
vergagenen Jahr. Demnach schlug die Bildungsarbeit mit insgesamt 115
Veranstaltungen und 2118 Teilnehmern sowie 67 Referenten zubuche. "Mehr
ist ehrenamtlich kaum möglich", konstantierte der 74-Jährige sichtlich
stolz. So fanden "Rund um den PC" neben dem nach wie vor gut gebuchten
Einzelunterricht, den Herr Lindenbauer durchführte, verschiedene
Projektschulungen statt. Beliebt waren, so Dr. Löffelholz, auch
Veranstaltungen aus der Reihe "Ahnenforschung" sowie zum "Platt
Storjen". Für Letzteres wolle man eine Möglichkeit zur Pflege der
erhaltenswerten Mundart geben. Allein am ersten "Platt-Storje-Omd" im
Januar im vorigen Jahr nahmen rund 150 Gäste teil. Ähnlich positive
Resonanz gab es auch bei den Verkehrsteilnehmerschulungen und
Exkursionen aus der Reihe "Urania öffnet Türen". Besucht wurde
beispielsweise die Grundschule in Worbis oder der
Tragschrauber-Flugplatz in Kreuzebra. Dank der Unterstützung des
Landrates, Herr Dr. Henning, konnte in Heiligenstadt zudem die
Rettungsleitstelle des Landkreises sowie das iba-Institut, bekannt für
3-D-Druck, besichtigt werden. Weitere Ziele wie Uhren- und
Postkartensammlung oder ein Stück Original-Berliner-Mauer, inklusive der
dazugehörigen Geschichten, sorgten ebenfalls für Interesse. Das
schafften auch die Vortragsabende mit einer großen Themenvielfalt, wobei
unter anderem über abenteuerliche Reisen berichtet wurde. Selbst ein
Liederabend fehlte nicht. Die Veranstlatungen "Landrat direkt" und
"Bürgermeister direkt" sowie eine Bücherabgebe in Kallmerode wurden
ebenfalls gut genutzt. Auch einen wichtigen Schwerpunkt der
Vereinsaufgaben, die Unterstützung für schulbezogene Jugendarbeit in der
Förderschule Tabaluga, wobei unter anderem zwei Arbeitsgemeinschaften
gefördert werden, benannte Dr. Löffelholz, ebenso ein weiteres
Jugend-Projekt. Die Zusammenarbeit mit verschiedenen Einrichtungen
und Institutionen sowie mit der Stadt Leinefelde-Worbis widmete sich ein
weiterer Teil des Berichtes, in dem nicht zuletzt vom geselligen
Vereinsleben die Rede war. Die Arbeit des Sütterlin-Clubs, der unter
dem Dach der Urania agier und sich hauptsächlich mit der Übertragung von
Dokumenten in altdeutscher Schrift beschäftigt, wurde dankend gewürdigt.
In diesem Zusammenhang informierte die Clubleiterin Frau Seidenstücker
im Rahmen eines Vortrages über das vielfältige Aufgabenspektrum und zog
dabei ebenfalls positive Bilanz. Auf großes Interesse stieß die von
Frau Hünger vorgestellte Planung bezüglich des künftigen Domizils der
Urania, das wahrscheinlich in zwei Jahren bezogen werden kann. Nicht nur
damit war reichlich Gesprächsstoff gegeben. Neben den üblichen
Formalitäten und dem Berlicht des Kassenprüferinnen Frau Puff und Frau
Lobing gehörte noch eine Abstimmung zur Tagesordnung. Einstimmig
angenommen wurde eine Satzungsänderung der Urania. Mit dem
Schlusswort des Vorsitzenden, bei dem er auch für das aktuelle Jahr
einen umfangreichen Veranstaltungsplan in Aussicht stellte, endete die
Versammlung.
Der
Bericht über die Arbeit des Sütterlin-Clubs, den Frau Seidenstücker
verlas, stieß auf großes Interesse.. (Foto: Juvita Weinrich)
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Die Geheimnisse der Fegbankswarte
Erste Urania-Veranstaltung seit Corona
zieht Geschichtsinteressierte magisch an. Wissenswertes vom Experten. Quelle: Thüringer
Allgemeine, Eichsfelder Allgemeine von Silvana Tismer vom 26.08.2020
Eichsfeld. Joachim Nolte ist froh. Er ist der stellvertretende
Vorsitzende der URANIA-Bildungsgesellschaft im Eichsfeld. Und die konnte
nun endlich wieder nach der Corona-Pause eine erste Veranstaltung
anbieten. Die Resonanz war überwältigend. Mehr als 100 Menschen
konnten unter freiem Himmel an der Fegebankswarte begrüßt werden,
natürlich unter Einhaltung von Abstandsregeln und Masken. Karl-Josef
Löffelholz begrüßte an diesem geschichtsträchtigen Ort nicht nur die
Neugierigen, sondern auch mit dem promovierten Historiker Torsten W.
Müller einen wahren Experten zur Eichsfeldgeschichte. "Die
Fegebankswarte befindet sich genau dort, wo die Fluren von Siemerode,
Mengelrode und Heiligenstadt aneinander grenzen. Von der Fegebankswarte
ist nur ein Schuttberg übrig geblieben, auf dem sich ein
trigonometrischer Punkt und ein 1928 errichteter Erinnerungsstein
befinden", weiß auch Löffelholz. Müller sprach über die
geschichtliche Bedeutung der Fegebankswarte und über die Zugehörigkeit
des Eichsfelde zum Kurfürstentum Mainz. Hier unterstrich er vor allem
die Bedeutung des Erzstiftes und -bistums in der mittelalterlichen
deutschen Geschichte. Der Erzbischof von Mainz vor einer der drei
geistlichen Erzbischöfe, die berufen waren, mit den vier weltlichen
Fürsten den Kaiser zu wählen. Gleichzeitig war er der Erzkanzler des
Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Früher, so Müller, habe
auf der Fegebankswarte, die zum Verteidigungsring der Stadt
Heiligenstadt gerhörte, ein Aussichtsturm gestanden. Dort hatte ein
"Wachmann" die Aufgabe, im Verbund mit den anderen Verteidigungsstürmen
im Ring zum Heiligenstadt Blickkontakt zu den anderen Türmen zu halten
und zu prüfen, ob sich etwas "Verdächtiges" tat. "Von den ursprünglichen
elf Warten rund um Heiligenstadt sind heute die Ibergwarte, die
Rengelröder Warte, die Lenteröder Warte und der Turm in Beuren übrig.
"Die Fegebankswarte hatte eine besondere Bedeutung, weil hier von 1479
bis in das 16. Jahrhundert hinein die Beratungen der sogenannten
Landständischen Versammlungen stattfanden", so Müller. Diese galten als
Besonderheit innerhalb der Mainzer Territorien. Als Erzbischof Albrecht
II. von Brandenburg um 1525 in den Mainzer Landen derartige
Versammlungen verbot, ließ er sie im Eichsfeld unangetastet. Zu den
Landständen gehörten latu Müller die Geistlichkeit, die Ritterschaft -
jene adligen Familien, die ein freies, artiges Rittergut im Eichsfeld
besaßen - sowie die Städte Heiligenstadt und Duderstadt, der Mainzer
Anteil von Treffurt und ab 1682 Worbis. Meistens versammelte man sich
Mitte Oktober auf der Fegebankswarte. Erst wenn alle Beschlüsse gefasst
waren, durfte man zum mitgebrachten Proviant greifen. Später wurden die
Sitzungen feierlicher. Ab 1540 wurden sie ins Heiligenstädter Rathaus
verlegt und ab 1732 in die Statthalterei. Während des 30jährigen Krieges
gab es öfter Zusammenkünfte auf der Fegebankswarte. Mit der
preußischen Inbesitznahme 1802 endete auch die Tatigkeit der Landstände.
1822 wurde die Fegebankswarte, die heute noch auf Heiligenstädter Gebiet
liegt, abgerissen und ihre Steine zum Bau einer Brücke über die Beber
verwandt. "Als Eichsfelder kann man heute noch stolz darauf sein, dass
es hier schon eine vormoderne Stufe des parlamentarischen Systems
gegeben hat", so Müller. Joachim Nolte unterhielt die Gäste mit
Beispielen, was von damals noch im Sprachgebrauch übrig blieb. Noch im
1970 kursierte im Untereichsfled die Redewendung: "Das gehört auf die
Fegebank." Einige Obereichsfelder Besucher kannten diese Redewendung
allerdings auch. Einig war nam sich zum Abschluss, dass wegen der
historischen Bedeutung der Fegebankswarte unbedingt eine touristische
Aufwertung notwendig sei.
Um
die Geheimnisse der sagenumwobenen Fegebanswarte bei Heiligenstadt zu
entschlüsseln, kamen viele Leute zur ersten Urania-Veranstaltung seit
der Corona-Pause unter freiem Himmel zusammen. (Foto: URANIA)
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Treffen an an der Fegbankswarte
Quelle: URANAIA-Bildungsgesellschaft
Eichsfeld von Joachim Noltevom 24.08.2020
Eichsfeld.
Am Nachmittag des 4.8.2020 konnte Dr. Karl-Josef
Löffelholz im Namen der Urania Bildungsgesellschaft Eichsfeld, e.V. mehr
als 100 interessierte Zuhörer zur 1. Veranstaltung nach der Corona-Pause
auf der
Fegebankswarte begrüßen. Die
Fegebankswarte befindet genau dort, wo die Fluren von Siemerode,
Mengelrode und Heiligenstadt aneinander grenzen. Von der Fegebankswarte
ist nur ein Schuttberg übrig geblieben, auf dem sich ein
Trigonometrischer Punkt und ein 1928 errichteter Erinnerungsstein
befinden. Dr.
Torsten W. Müller - Leiter des Eichsfeldmuseums in Heiligenstadt – gab
einen historischen Abriss zur geschichtlichen
Bedeutung der Fegebankswarte.
Ausgangspunkt war die über mehrere
Jahrhunderte dauernde Zugehörigkeit des Eichsfeldes zum Kurfürstentum
Mainz. Hier
unterstrich er vor allem die Bedeutung des Erzstiftes und -bistums in
der mittelalterlichen deutschen Geschichte. Der Erzbischof von Mainz war
einer der drei geistlichen Erzbischöfe gewesen, welche berufen waren,
mit den vier weltlichen Fürsten, den Kaiser zu wählen.
Gleichzeitig war er Erzkanzler des Heiligen
römischen Reiches Deutscher Nation.
Zum Tagungsort stellte er heraus, dass auf der
Fegebankswarte, welche zum Verteidigungsring der Stadt Heiligenstadt
gehörte, ein 10-15 m hoher Aussichtsturm gestanden hat, der in etwa 4 m
Höhe einen Einlass hatte und daher nur mit einer Leiter von außen zu
besteigen war.
Dort hatte vor allen Dingen in unsicheren Zeiten, ein sog. Wachmann die
Aufgabe im Verbund mit den anderen Verteidigungstürmen im Ring um
Heiligenstadt, Blickkontakt zu den anderen Türmen zu halten und zu
prüfen, ob sich etwas “Verdächtiges“ im Hinblick auf kriegerische bzw.
räuberische Auseinander-setzungen etc. abzeichnete. Auch soll auf dem
Turm eine sog. Turmstube, ein beheizbarer Raum gewesen sein, damit man
es dort auch bei schlechtem Wetter aushalten konnte.
Von den ursprünglich 11 Warten rund um
Heiligenstadt, sind heute noch die Ibergswarte, die Rengelröderwarte und
die Lenteröderwarte und der Turm in Beuren, vorhanden.
Die Fegebankswarte hatte eine besondere
Bedeutung, weil hier von 1479 bis in das 16. Jahrhundert hinein die
Beratungen der sog. Landständischen Versammlungen stattfanden.
Zur politischen Bedeutung der Landständischen
Versammlungen auf der Fegebankswarte führte der Referent an, dass als
Besonderheit innerhalb der Mainzer Territorien gelten.
Diese Tradition der Eichsfeldischen Landstände
ist auch dann noch beibehalten worden, als Erzbischof Albrecht II von
Brandenburg - nach dem Ende der Bauernkriege um 1525 in den Mainzer
Landen derartige Versammlungen verbot; im Eichsfeld aber unangetastet
weiterführen ließ.
Der kurmainzische Vertreter auf dem Eichsfeld
war der Oberamtmann ( Viztum ) auf dem Rusteberge (damals stärkste
Festung im Eichsfeld) und ab 1540 in Heiligenstadt ansässig. Ihm
unterstanden die Amtsvorsteher der kurfürstlichen Ämter.
Ihm gegenüber standen als Gegenpol des
politischen Lebens die Landstände.
Zu ihnen gehörte erstens die Geistlichkeit und
zwar die Abteien Gerode, Reifenstein, die Stifte zu Heiligenstadt und
Nörten sowie die Klöster Zella, Beuren, Teistungenburg, Anrode und bis
zur Aufhebung Worbis und der geistliche Kommissarius als Vertreter der
Landpfarrer.
Zweitens die Ritterschaft, jene adligen Familien die ein freies artiges
Rittergut im Eichsfeld besaßen.
Drittens die Städte Heiligenstadt und
Duderstadt, der Mainzer Anteil von Treffurt und ab 1682 Worbis.
Diese übersandten jeweils einen Vertreter zu
den Sitzungen.
Primas der Landstände war spätestens nach der kurmainzischen Landordnung
von 1672 entweder der Abt von Gerode oder der von Reifenstein.
Die Rechte der Landstände sind nie schriftlich
festgelegt und dem Kurfürsten zur Bestätigung vorgelegt worden. Nach dem
bedeutenden Historiker Johann Wolf, könnte man sie in vier Positionen
einteilen:1)
Bewilligung der Landessteuern, 2) Teilnahme an den Landgerichten, 3)
Zustimmung zu den Landesgesetzen und 4) Die Organisation der
Landesverteidigung.
Meistens versammelten sich die Landstädtchen
Vertretungen Mitte Oktober auf der Fegebankswarte.
Erst wenn alle Beschlüsse gefasst waren,
durfte man zu mitgebrachten Proviant greifen.
Später wurden die Sitzungen feierlicher. Ab
1540 mit dem Umzug des Oberamtmannes nach Heiligen-stadt wurden diese
Versammlungen ins dortige Rathaus verlegt und ab 1732 in die
Stadthalterei.
Während des 30-jährigen Krieg wurden öfter Zusammenkünfte auf der
Fegebankswarte organisiert.
Mit der preußischen Inbesitznahme 1802, die
einer Okkupation glich, endet auch die Tätigkeit der Landestände. 1822
wurde die Fegebankswarte abgerissen und ihre Steine zum Bau einer Brücke
über die Beber verwandt.
Dr.
Müller übertrug die die Konstruktion der Eichsfeldischen Landstände in
unsere Zeit und stellte dar, wie
Zusammensetzung heute wäre.
Zusammenfassend schloss er seinen Vortrag
damit, dass er hervorhob, wie wichtig diese
Landstände für die Eichsfeldische
Geschichte waren und dass man als Eichsfelder doch auch heute noch stolz
darauf sein könnte, dass es im Eichsfeld schon eine solche „eine vormoderne Stufe des parlamentarischen Systems“
gegeben hat.
Von besonderem Interesse für die Zuhörer war auch die Information, dass
die Reste der Fegebankswarte auf
Heiligenstädter Gebiet liegen.
Dann sprach Joachim Nolte, stellv.
Vorsitzender der Urania, über die Bedeutung der Eichsfeldischen
Landstände, was sich auch im Sprachgebrauch des Eichsfeldes noch bis
heutzutage gehalten hat.
Ihm sei bekannt, dass noch in den siebziger
Jahren des letzten Jahrhunderts im Untereichsfeld die Redewendung
kursierte „ Das gehört auf die Fegebank“ bzw. „Das
gehört vor die Fegebank“.
Auf entspr. Frage des
Herrn Nolte meldeten sich einige Teilnehmer und bestätigten deren Wissen
um diese Redewendung auch aus den Obereichsfeldischen Dörfern. Mithin
konnte somit bestätigt werden, dass diese Redewendung immer noch
existiert. Damit
sollte vor allen Dingen ausgedrückt werden, dass die Fegebank -
Versammlungen eine besondere Institution im Eichsfeld über Jahrhunderte
waren. Weiterhin
kündigte Joachim Nolte an, dass es zu dieser Veranstaltung im Freien vor
Ort auf der Fege- bankswarte, noch weitere Veranstaltungen in den
Vereinsräumen der Urania geben wird, welche sich mit interessanten
Gebieten der Geschichte des Eichsfeldes befassen werden.
Anschließend sprach
dann noch Herr Wenzel Albrecht aus Siemerode, als Leiter seiner
Siemeröder Heimatsammlung, vor allem auch über die „ Örtlichkeit “
Fegebankswarte - welche seiner Meinung nach auch noch im Zusammenhang
mit dem früheren Dorf Ries zu sehen ist, welches dann wohl aufgegeben
wurde und zu einer sog. Wüstung verkam.
Er erläuterte, dass seiner Meinung nach, der
Ortskern des Dorfes Ries wirklich nur einen Steinwurf wohl am Fuße des
sog. Beberberges, auf dem die Fegebankswarte liegt, entfernt gewesen
sei. Außerdem
stellte er heraus, dass es so gewesen war, dass die Ortschaft Siemerode
für die Herrichtung der Fegebankswarte, als Veranstaltungsort, für die
Tagung der Eichsfeldischen Landstände (Versorgung, etc ) verantwortlich
war. Dafür wurden dem Ort Siemerode, Steuererleichterungen vom
Landesherrn gewährt.
Herr Albrecht war schon als kleiner Junge von
seinem Großvater vor Ort - immer wenn sie dort ihren Acker
bewirtschafteten – und ihm wurde gezeigt, dass sich noch Wallanlagen in
der Nähe des früheren Turmes auf der Fegebankswarte befinden und eine
gerade Straße von der Fegebankswarte auf die Kreuzung der Landesstraße
Heiligenstadt - Siemerode, Abzweig Günterode führte.
Gegen ca. 18.15
schloss Dr. Löffelholz im Namen der Urania die Veranstaltung und dankte
allen
Referenten und allen Helfern.
Im Anschluss an die Veranstaltung diskutierten
noch mehrere interessierte Bürger darüber, dass aufgrund der
historischen Bedeutung der Fegebankswarte unbedingt eine touristische
Aufwertung notwendig sei.
Fotos: W. Meysing
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"Das brennende Struth" - Urania-Ortsbegehung Struth am 03.September 2020
Was war in Struth in einer Nacht
geschehen? Quelle: Eichsfelder Nachrichten,
Rubrik: Aus der Geschichte - Zeitzeugen berichten von Bernward Seipelvom
10.09.2020
Struth (Eichsfeld).
In Struth erinnert heute nichts
mehr daran, dass im April 1945 das Dorf nur ganz knapp einer totalen
Katastrophe entgangen ist. Die Urania hatte zu einem Bildungsnachmittag
eingeladen. Hier ein Bericht von Bernward Seipel....
Die
sogenannte 11. Armee unter dem Oberbefehl des Generals der Infanterie,
Otto Maximilian Hitzfeld (der Onkel von Ottmar Hitzfeld war
vorrübergehend vom 2.-7. April der Oberbefehlshaber) erhielt den
Auftrag, die schnell vorrückenden amerikanischen Kampfverbände der 6.
US-Panzerdivision in Struth aufzuhalten, um sie von den nachrückenden
US-Verbänden abzuschneiden, und so die durch den amerikanischen Vorstoß
unterbrochene (nur noch in der Einbildung existierende) Kampflinie
zwischen der 11. und 7. Armee im Raum Thüringen wiederherzustellen.
Wie aussichtslos dieses Unterfangen war, zeigt allein die Tatsache, dass
am 4. April ca. 2 000 – 3.000, davon rund 1000 gepanzerte Fahrzeuge (
Panzer, Haubitzen, Halbkettenfahrzeuge, Panzerabwehr-Raketenwerfer) und
etwa 15.000 Soldaten der 65. US-Infanteriedivision unser Dorf
durchzogen, um in einer Umfassungsaktion Mühlhausen einzuschließen, um
es besetzen zu können. In Struth wurde vorrübergehend eine „kleine“
Besatzung von 643 Soldaten des 261. Infanterieregiments, 3. Bataillon,
der o.g. Division unter dem Kommando von Oberst William E. Carraway
zurückgelassen. Sie rechneten nicht mehr mit einem Gegenangriff der
Deutschen und ließen wichtige Sicherungsmaßnahmen aus. Am Abend des
6. April feierte man den bevorstehenden Sieg über Hitlerdeutschland und
so konnten die deutschen Truppenverbände sich unbemerkt dem Dorf nähern.
Der Angriff erfolgte am 7. April, nachts gegen 3.00 Uhr. Zunächst hatten
die deutschen Angreifer das Überraschungsmoment für sich, und es gelang
ihnen ca. ein-Drittel des Dorfes zu erobern. Nachdem sich die
Amerikaner von ihrem ersten Schock erholt hatten, schlugen sie mit ihrer
weit überlegenen Feuerkraft unbarmherzig zurück und es gelang ihnen,
innerhalb weniger Stunden den deutschen Angriff zurückzuschlagen. Auf
deutscher Seite fielen an diesem Tag nahezu 300 Soldaten, viele erst 17,
18 und 19 Jahre alt. Elf Zivilisten, darunter eine Mutter mit drei
Kindern, fanden den Tod. Die Amerikaner hatten, aus ihrer Sicht, hohe
Verluste zu beklagen. 27 von ihnen waren gefallen, 68 verwundet. Da sie
vermuteten, dass der deutsche Angriff nicht ohne die Unterstützung der
Dorfbevölkerung so „erfolgreich“ gewesen wäre, wurden aus Rache viele
Häuser des Dorfes in Brand gesetzt und für den 10. April eine
Erschießung von Struther Einwohnern befohlen. Das es letztendlich
nicht dazu kam, dass verdanken die Struther dem damaligen Pfarrer Lerch,
dem Besitzer von Kloster Zella, Hellmuth von Fries und der Prinzessin
von Mecklenburg-Schwerin, Helene, die zu dieser Zeit gerade in Kloster
Zella weilte und den Struthern als „englische“ Prinzessin überliefert
ist.
Eduard
Fritze erzählt (2.v.li.; Foto:B.Seipel) In einem zweieinhalbstündigen
Dorfrundgang konnten die über 60 Teilnehmer diese dramatischen
Ereignisse anhand von Schilderungen der Zeitzeugen, Eduard Fritze (90),
der mit seinen detailreichen Kenntnissen des Geschehens den
Einführungsvortrag hielt, und Hubert Tasch (87), der seine Erlebnisse
als 12-jähriger Junge auf dem Gemeindefriedhof schilderte, ein klein
wenig nacherleben.
Hubert
Tasch (li.) und Reinhard Stützer (Foto:B.Seipel) Unterstützt wurden
sie dabei von Reinhard Stützer, geboren in Struth, der den Dorfrundgang
moderierte und von Buchautor Bernward Seipel. Er hat in seinen beiden
Büchern „Preußens Glanz in Eichsfelds Gloria“, die Geschichte Kloster
Zellas zwischen 1888 – 1945 und die damit im Zusammenhang stehenden
Ereignisse im April 1945 in Struth intensiv erforscht.
Bernward
Seipel erklärt, auf dem Angerstein stehend, die Ereignisse am 10. April
1945. (Foto: Urania) Sein Vortrag auf dem Struther Anger
bildete die vorletzte Station des Dorfrundgangs. Hier stand das
geheimnisvolle Auftauchen der „englischen“ Prinzessin und die
Geschehnisse am 10. April 1945 an diesem Ort im Mittelpunkt der
Ausführungen. Den Abschluss der Veranstaltung gestaltete der
Bürgermeister von Struth, Klaus Zunke-Anhalt, der noch einmal auf den
großartigen Wideraufbauwillen der Struther verwies und die positive
Entwicklung des Ortes nach der Wende darstellte.
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